Freitag, 2. Oktober 2009

Sukott, Yom Kippur und andere Ungereimtheiten

Liebe Leute!

Heute Abend ist es soweit: Sukott beginnt. Eines der wichtigsten Feste im jüdischen Jahr. Anlässlich von Sukott (Laubhüttenfest) werden hier überall in Israel diese Laubhütten gebaut, in denen dann die Juden wohnen – so wie es biblisch vorgesehen ist.
So ist es auch im Maon – also im Heim. Ein Patient von mir bezeichnet sich selbst als orthodoxen Juden – wenn nicht gar ultra-orthodox – und deswegen hat er auch bei der Heimleitung durchgedrückt, dass eine Laubhütte gebaut wird, in der er dann jetzt 7 Tage lange wohnt. Heute Abend geht es damit los. Für ihn ist das sicher schön, für mich vielleicht eher weniger, weil es einfach viel mehr Arbeit bedeutet! Er schläft in der Laubhütte, trinkt und isst da und will dort eigentlich die ganze Zeit dort sein – nur seine Dusche bekommt er im Haus. Praktisch heißt das für mich, dass ich immer wieder von meinem Flur herunter in der ersten Stock laufen muss, um zu sehen, ob bei ihm alles klar ist, da er in der Laubhütte mich natürlich nicht rufen kann. Das verspricht doch sehr interessant zu werden…
Ansonsten haben auch wir mit der WG einiges geplant. Am Mittwoch wird der Hauskreis in einer Laubhütte von einem bekannten Juden stattfinden, der alle Hagoshrim Volontäre eingeladen hat. Vielleicht können aber einige von uns nicht teilnehmen, weil leider, leider genau an diesem Tag auch das einzige Matis Yahu Konzert in Jerusalem ist – und für uns ist das schon ein ziemliches Muss. Aber mal sehen.


Letzen Sonntag und Montag war ja hier in Israel Yom Kipur (das Versöhnungsfest), wo in ganz Jerusalem kein einziges Auto fährt, abgesehen von Notfallwagen, da es ansonsten von den Orthodoxen gesteinigt wird… Diese Gelegenheit haben wir als Volontäre am Montag genutzt und haben versucht in einem gepolsterten Einkaufswagen die Straße vor dem Maon, die ziemlich steil und kurvig ist, herunterzufahren. Die kläglichen Versuche haben wir auf Video festgehalten, allerdings hat uns die Straßenführung einen großen Strich durch die Rechnung gemacht.

Gestern hat unsere gesamte WG – abgesehen von David, der arbeiten musste – zusammen mit unserem Besuch aus PT einen Tagesausflug gemacht. Morgens sind wir mit Barth Repko über die Mauern von Jerusalem gegangen und haben uns etwas von seiner Theologie angehört, die zum Teil sehr gewöhungsbedürftig ist, aber das ist noch einmal ein extra Thema.
Nach diesem Mauergang mussten alle außer Hendrik aus PT wieder fahren und so haben dann Hendrik, Phil, Lenni und ich erst mal in der Altstadt von Mittag gegessen. Von der Centralbusstation in Jerusalem sind wir dann mit einem Bus ins „Herodium“ gefahren, das in der Nähe von Bethlehem in der West Bank liegt (Für alle zur Beruhigung: Das ist eine C-Zone). Dort haben wir uns dann die Ausgrabungen eines großen Tempels von Herodes angeschaut.

Das besondere Highlight an diesem ausflugstag wartete aber noch auf uns. Als wir uns nämlich noch den unteren Teil des Nationalparks anschauten, stießen wir auf einmal auf einen ganz kleinen, sehr süßen Hundewelpen, der uns auf Schritt und Tritt folgte. Am Anfang haben wir einfach ein bisschen mit ihm gespielt, nach einiger Zeit auch auf den Arm genommen und zu guter Letzt, als es kalt wurde, in den Rucksack gesteckt – aber natürlich auch wieder freigelassen. Als wir ernsthaft überlegten den offensichtlich wilden Hund mitzunehmen und zum Tierarzt zu schaffen, kam ein kleiner arabischer Junge angelaufen und gab uns in einem sehr gebrochenen arabischen Hebräisch zu verstehen, dass er uns den Hund für erst einen Shekel und dann für 5 Shekel verkaufen würde. Allerdings sahen wir dann seine gesamte Familie, wo sein größter Bruder die Schafe hütete und sein anderer großer Bruder half. Der größter dieser Gruppe lud uns dann auch spontan zu sich nach Hause auf einen Tee oder Kaffee ein, was wir aber glücklicher Weise ablehnen konnten, da unser Bus bald fuhr. Zur Information: Den Hund haben wir natürlich dagelassen.

Zu Hause angekommen haben wir dann zu Viert den Tag mit Doppelkopf spielen, mit erstaunlich vielen Hochzweiten, haben ausklingen lassen.

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