Mittwoch, 17. März 2010

Noch ein Video

Hallo liebe Leute!

Ich melde mich seit langem mal wieder - und nun auch wieder mit einem Video. Diesmal allerdings ist es etwas persönlicher...
Die Geschichte zu dem Video ist schnell erzählt. Ein befreundetes Paar von Phil - meinem WG Mitbewohner - hat vor kurzem geheiratet. Im Winter überlegte Phil, was er den beiden denn als Gruß zukommen lassen könnte, wenn er leibhaftig schon nicht da sein kann. In dieser Nacht beschloss Phil mit uns - also seiner WG und noch vielen anderen Freunden - ein Video nach dem Vorbild von Jason Mraz zu drehen.
Und hier seht ihr nun das Ergebnis!
Viel Spaß mit den Eindrücken!

Bis bald,
Euer Johannes

Freitag, 12. Februar 2010

Videovorstellung meiner Arbeitsstelle

Hallo liebe Leute!

Hier habe ich ein Video gefunden, was vor einigen Jahren von meiner jetzigen Arbeitsstelle gemacht wurde.
Ich hoffe, ihr könnt euch dann ein wenig vorstellen, wie meine Arbeitsstelle so aussieht.

Viel Spaß beim anschauen!
Herzliche Grüße,
Johannes



PS: Ein Ausflug auf Lennarts Blog lohnt sich, da er einen interessanten Text über unseren letzten Gast im Hauskreis verfasst hat.

Samstag, 16. Januar 2010

Ein Tag voller Eindrücke

 

Hallo liebe Leute!

Heute war für mich ein ganz besonderer Tag. Gestern kam ich zurück vom Wochenendseminar in Jerusalem, wo wir ein für Freikirchler eher unbekanntes Thema hatten: Die Ostkirchen.

Das Seminar war wirklich für alle Beteiligten super interessant und wir hatten, obwohl wir viele Themenblöcke hatten, auch sehr viel Spaß miteinander.044

Kurz nach dem Seminar kam es zum ersten Treffen der frisch gegründet Acapella-Boyband der Hagoshrim-Volontäre, bei der ich die Bassstimme übernommen habe. Als erste Aufgabe haben wir uns ein 5-stimmiges Arrangement von “Mad World” gestellt. Die erste Probe war wirklich super!037

Während dieser Zeit entschied sich Rahel dagegen nach Hause zu fahren und stattdessen ein paar Tage in Jerusalem in unserer WG zu verbringen und da ich heute frei hatte, planten wir heute zusammen etwas zu unternehmen. So entschieden wir uns durch das Wadi Qelt zu wandern, dass sich von Süd-Jerusalem bis nach Jericho erstreckt. So besuchten wir heute dieses Wadi und ich muss sagen diese Tour war wirklich beeindruckend!

Da der Busfahrer uns auf dem Weg falsch absetzte, mussten wir am Anfang querfeldein durch die Wüstenlandschaft laufen und einen Eingang zum Wadi finden. Das war schon richtig beeindruckend, da ich auch noch 8 Kilo auf dem Rücken hatte, da ich Kleidung sowie Essen und Trinken (!) für uns trug. Durch dieses Gepäck war mein Gleichgewicht nicht immer optimal, was sich vor Allem bei extrem steilen Abschnitten bemerkbar machte.

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Im Wadi angekommen, war es atemberaubend die Natur und das Wetter im Januar in Israel genießen zu können. Wir hatten 25°C und konnten somit in Sommerkleidung durch das Wadi wandern. Der Weg schlängelte sich anfangs an einem Bach entlang, der aber nach 2 Stunden Wanderung versiegte.

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Urplötzlich veränderte sich die Landschaft und so kamen wir von der grünen mit Bambus und anderen Feuchtpflanzen bewachsenen Oase, in die absolut karge Steinwüste, gespickt mit ein paar dekorativ in der Landschaft stehenden, grünen Bäumen. Dieser Landschaftswechsel stellte mir noch einmal so klar vor Augen, wir wertvoll Wasser gerade in diesen Regionen ist und wie wenig Israel zur Zeit hat – man schaue sich den Jordan an.

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Insgesamt verbrachten Rahel und ich knappe 5 Stunden wandernd im Wadi, bis wir wieder eine Siedlung und somit eine Bushaltestelle erreichten.

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Zu Hause angekommen blieb nur kurz Zeit zum duschen und dann machten sich Phil und ich schon auf den Weg zum Chor der Erlöserkirche, wo wir nun einsteigen wollen. Allerdings mussten wir dort feststellen, dass die heutige Probe abgesagt wurde.

Also machten wir noch einen Abstecher an die Klagemauer und aßen auf der Ben Jehuda zu Abend. Eigentlich wollte mir Phil nach dem Abendessen nur kurz einen interessanten Laden zeigen, den er neulich entdeckt hat. Von einem geplanten kurzen Besuch in dem Laden, wurde allerdings eine lange Unterhaltung über Krieg, Hass, Zerstörung und Leid. Davon möchte ich an dieser Stelle noch kurz berichten…

In dem Laden, den Phil mir zeigen wollte, gab es knifflige Holzspielereien und sofort machten wir uns an das ein oder andere Spielzeug heran. Da wir die Rätsel nicht lösen konnten, sprach ich den einzigen Mitarbeiter an, den ich hier einfach Yossi nennen möchte. Yossi war nur ein paar Jahre älter als wir und aus irgendwelchen Gründen fingen wir an, uns zu unterhalten. Wir kamen darauf zu sprechen, dass er für ein Jahr in Deutschland war und dass einige deutsche Firmen ihre Mitarbeiter nach Israel zur Schulung schicken, damit sie lernen, wie man verkauft… “Yes, we know how to sell…” – Im Gegensatz zu den Arabern in der Altstadt!

Damit war der entscheidende Stein ins Rollen gebracht worden…

Yossi sprach über die Verkaufsstrategie der Araber und meinte in diesem Atemzug, dass sie doch alle Betrüger seien. Wir lachten aus eigener Erfahrung. Allerdings schien sich Yossi in die Thematik der Araber hineinzusteigern und fing an darüber zu philosophieren, dass ausnahmslos ALLE ARABER Betrüger seien, dass man es ihnen ansähe, dass ALLE den inneren Wunsch hegen mit ihrer Kultur und Religion die gesamte Welt zu beherrschen und keiner etwas dagegen unternähme. Er zog einen Vergleich heran, der mich schockierte:

“When Hitler rose, nobody did something against it and they realised the situation, when it was already too late. Basicly it’s the same situation now. It doesen’t help when the Europeans sanction the Iran in economic ways. Hitler killed the Jews. That was definitly wrong. But, I think you should do the same with the Arabs now. They really deserve it!”

Phil und ich standen da, sahen uns an und hatten das Gefühl in einem absolut falschen Film zu sein. Uns war klar, dass irgendetwas mit Yossi los war. Warum um Himmelswillen war er so wütend auf die Araber und ließ auch kein einziges gutes Haar an Ihnen?

Im Laufe des Gesprächs wurde uns dann so einiges klar. Es stellte sich raus, dass Yossi während seiner Wehrdienstzeit (die hier in Israel übrigens 3 Jahre verpflichtend ist) im Libanon im Einsatz war. Er erzählte uns, dass er in der Bodentruppe im Einsatz war, somit gehörte es zu der Aufgabe der Einheit, der er angehörte, Häuser einzunehmen, in denen sich nach israelischen Informationen Terroristen versteckten. Er erzählte uns einige Geschichten, die er dort erlebte und diese möchte ich Euch auch erzählen, um Euch an diesen Schicksälen teilhaben zu lassen.

  • Er musste mit seiner Einheit ein Haus stürmen, in dem sich laut Informationen der israelischen Armee Terroristen befanden. Ein guter Freund ging als erster ins Haus. Yossi sollte derweil um das Haus gehen und den Hinterausgang absichern, damit niemand fliehen konnte. Von seinen anderen Kameraden wurde im hinterher folgendes berichtet: Sein Freund ging ins Haus und vor ihm stand eine arabische, 50 jährige Frau. Eine Zivilistin. In diesem Moment, ging die Frau auf ihn zu, wollte ihn umarmen, sagte „Allah Akbah“ und schon im nächsten Moment klebte der israelische Soldat in vielen, kleinen Teilen an der Decke und auf dem Boden des Hauses. Yossi musste sich seinen Freund auch noch anschauen, da sein Befehl hieß, das Haus abzusichern…

 „Kill all Arabs. Kill all of them! It does not matter, if it’s a civilest or a terrorist, all Arabs are the same! You just see it in their face!”

  • Er musste mit seiner Einheit ein Haus stürmen und sichern. Nach der Sicherung kamen sie ins Feuer der Araber, die das Haus wieder zurückerobern wollten. Durch Missverständnisse waren andere israelische Einheiten der Meinung in dem Haus seien noch Terroristen und begannen es auch zu bombardieren. Ein zwei Frontenkrieg, wo auch die modernste Kommunikationstechnik versagte und Yossi sich so fürchtete, dass er aus Angst für eine Nacht zum Bettnässer wurde.
  • Seine Einheit bekam den Befehl durch ein Tal zum nächsten Einsatzort zu ziehen. Yossi weigerte sich dem Befehl nachzukommen, da er gesehen hatte, wie die Araber auf den umliegenden Bergen ihre Zelte aufgeschlagen hatten und sie somit leichte Beute für sie waren. Schließlich gab der Kommandant der Einheit nach und sie zogen nicht – dafür aber eine andere Einheit. 20% überlebten. Wegen seiner Weigerung musste Yossi nach seinem Militärdienst für einen Monat ins Militärgefängnis.
  • Seine Einheit musste ein Haus einnehmen und sichern. Nachdem sie innen alles abgesucht hatten, stellt Yossi fest, dass ein Mann versuchte über das Dach zu fliehen. Er wusste nicht, ob er Zivilist oder Terrorist ist. Er rief ihm zu, stehen zu bleiben, ansonsten müsse er schießen. Der Mann ließ ihm keine Wahl. 3 Schuss, dann fiel er um.

„You don’t go there afterwards, to look whether he is alive or not. You just leave him there. You don’t want to see him, after the bullet hit his head. These pictures are very deep in your head, like somebody cut this incident in your brain with a knife.”

  • Ein guter Freund von Yossi musste mit einem schwer bewaffneten Auto in ein umkämpftes Gebiet fahren, um den Weg für die Bodentruppen frei zu machen. Er reckte den Kopf nur kurz aus dem Auto, um mit dem Feldstecher besser sehen zu können, da traf ihn schon eine Kugel im Kopf. Yossi sah den Einschlag und schaute weg. Bisher hat er das gesehene nicht verkraftet.

Diese Erzählungen Yossis haben mich sehr nachdenklich gemacht. Aus irgendeinem Grund konnte ich Yossi zumindest ein bisschen verstehen. Er hatte zuschauen müssen, wie seine besten Freunde, mit denen er fast drei Jahre zusammengewohnt hatte, umgebracht wurden. Er hatte versucht die meisten wie Zivilisten zu behandeln, doch nachdem ihm die abartige Vorgehensweise der Araber klargeworden war, sah er keinen anderen Weg seine eigene Haut zu retten, als jeden erst einmal als Terroristen zu betrachten und auch so zu behandeln – ohne Würde.

Ich muss immer wieder schlucken, wenn ich an diese Begegnung denke. Es ist ein Kreislauf, der nicht zu unterbrechen ist. Dadurch, dass sich die Terroristen als Zivilisten verkleiden und wirkliche zivile Wohnhäuser als Schutzschilder benutzen, ist es unglaublich schwierig für die israelische Armee zwischen Zivilisten und Terroristen zu unterscheiden und wirkliche Zivilisten sowie sich selbst zu schützen. Da es durch die Vorgehensweise der Terroristen und der Armee unglaublich viele zivile Opfer gibt, steigt natürlich auch der Hass der friedlichen arabischen Bevölkerung, deren Familien einfach für ein paar Terroristen geopfert wurden. Durch die steigende Radikalisierung, wird dann irgendwann jeder Araber in den Augen einiger Israelis zu einem möglichen Terroristen und jeder (Ex)Soldat zu einem Serienkiller.

Je öfter ich darüber nachdenke, desto weniger kann ich eine mögliche Lösung sehen. Es ist hier ein Kreislauf zwischen Gewalt zum Selbstschutz und Gewalt aus Wut über die Anderen – und selbst bei dieser Beschreibung habe ich bestimmt einen Aspekt vergessen, der hier auch mitspielt…

Nun frage ich mich immer wieder, wenn schon nur ein Aspekt des Konflikts solche Ausmaße annimmt, wie soll dann jemals hier Frieden einkehren…?

Doch gerade dann kommt jemand und sagt: “Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich.” 

 

Herzliche Grüße aus Jerusalem!

Euer Johannes

Montag, 4. Januar 2010

Unser Familienurlaub – Teil 2

 

Am Morgen des 2. Weihnachtsfeiertages machten wir uns früh auf den Weg. Papa und ich hatten einige Male überlegt, wie wir am besten fahren würden. Schlussendlich entschieden wir uns für die sehr direkte Landstraße zwischen dem See Genezareth und Jerusalem, die quer durch die Westbank führte. Anfänglich hatten wir diese Route aus Angst vor lauter Checkpoints ausgeschlossen, doch als uns versichert wurde, es sei kein Problem, entschieden wir uns für die Tour und konnten somit sogar das Autofahren richtig genießen.

Auf unserer Tour sahen wir so viele Gesichter von Israel, dass es sehr schwer ist, auch nur Bruchteile hier in Worte zu fassen. Die Vielfalt die Vegetation reichte von dem grünen Hügelland am See Genezareth bis zur staubig-steinigen Wüste östlich von Jerusalem – und das nur in 3 Stunden Autofahrt!

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In Jerusalem angekommen, versuchten wir ohne richtige Straßenkarte unsere Unterkunft zu finden. Man kann sich wohl so halbwegs vorstellen, was das für ein Chaos war! Nach einigem Rumfahren und Suchen, fanden wir dann endlich unsere Unterkunft und es stand die nächste Überraschung an, denn unsere Bleibe war nicht – wie erwartet – ein Hotel, sondern eine Jugendherberge! Im Endeffekt hieß das, dass wir zu Viert in einem Zimmer mit 2 Doppelstockbetten schliefen und zur Toilette und zur Dusche laufen mussten. Am Anfang war die Überraschung eher negativer Natur, doch im Nachhinein wurde uns klar, dass uns nichts besseres hätte passieren können, da die Lage perfekt war und wir aufgrund unserer Unternehmungen sowieso nur zum schlafen im Zimmer waren!

So hatten wir von der Unterkunft nur ein paar Fußminuten bis zur Alt– und Neustadt, was wir wirklich genossen haben. Am Nachmittag schauten wir uns dann die Altstadt Jerusalems an.

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Nach unserer Besichtigungstour durch die Altstadt, bei der wir noch nicht einmal alle wichtigen Punkte abarbeiten konnten, trafen wir uns mit der Familie eines Kollegen von Papa zum Essen. In meiner Zeit hier in Israel habe ich diese Familie schon kennenlernen und einiges mit ihnen erleben dürfen. Zur Information: Es ist die Familie, die mich mit in den Norden nach Caesarea genommen hat (Blogeintrag: Verantwortung beim Ernten der Avokado).

Den folgenden Tag konnten wir leider nicht alle gemeinsam erleben, da Papa an der Uni in Jerusalem arbeiten musste. So nahm ich meine beiden Frauen und wir schauten uns gemeinsam noch die fehlenden, wichtigen Plätze in der Altstadt an. Auf dieser Tour zeigte ich den Frauen auch das Verhandlungsprocedere mit den Arabern, da wir Sandalen als Geburtstagsgeschenk für meine Schwester kaufen wollten. In dem Laden, wo wir sie gekauft haben, hieß es am Anfang 300 Shekel und nach nur einer Minute hatte ich den Preis auf 40 Shekel heruntergehandelt.

Nach der Altstadt gingen wir in die Neustadt und schauten uns die Einkaufsstraße und den Shuck an, auf dem die Frauen sich dann so richtig wohlfühlten.

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Nach unserer Neustadtbesichtigung, fuhren wir dann mit dem Bus nach Jerusalem Gilo und schauten uns zusammen meine Arbeit und mein hiesiges Zuhause an. Die Behinderten auf meinem Flur freuten sich riesig mal meine Familie kennenzulernen und waren zum Teil richtig schüchtern, was ich sonst gar nicht kannte!

Den Folgetag verbrachten wir komplett mit einem anderen Kollegen meines Vaters, der uns auf einen Ausflug zum Toten Meer einlud. So waren wir schon früh mit ihm zum Toten Meer unterwegs und so hatten wir Zeit uns über Politik und Kultur auszutauschen. Und, obwohl ich schon einige Zeit hier im Land bin, habe ich doch immer noch so wenig Ahnung von dem, was hier im Land geschieht! Da ist ein Gespräch mit einem hier lebenden Israeli wirklich sehr aufklärend und zum Teil richtig erschreckend!

Am Toten Meer fuhren wir zuerst nach Massada – ein Berg auf dem König Herodes seine Rückzugsresidenz errichten ließ und man die Überreste heute noch bewundern kann. Leider wimmelte es dort Oben nur so von touristischen Reisegruppen, die sich dummerweise auch noch richtig klischeehaft verhielten, was uns dazu bewegte Massada so schnell wie möglich abzuarbeiten, um vor den Touristen fliehen zu können.

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Nach unserem grandiosen Blick, den wir in Massada genießen konnten, machten wir uns auf nach Ein Gedi, wo wir uns den Botanischen Garten im dort ansässigen Kibbuz anschauten.

Und wenn man schon mal am Toten Meer ist, muss man natürlich auch das Abenteuer wagen im Dezember schwimmen zu gehen und so ließen wir unsere Zeit im salzigen Wasser des Toten Meeres ausklingen.

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Die gemeinsame Zeit mit meiner Familie neigte sich ihrem Ende zu und der letzte gemeinsame Tag brach an. Wir hatten geplant, nach Tel Aviv zu fahren, um den Unterschied zwischen dem religiös geprägten Jerusalem und der westlichen, wirtschaftlichen Metropole Tel Aviv zu spüren – und das war wirklich beeindruckend. Leider überraschte uns in Tel Aviv der erste Regen während unserer gemeinsamen Woche und so konnten wir die kleine Altstadt Tel Avivs nicht so richtig genießen.

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Aufgrund des schlechten Wetters, beschlossen wir etwas früher zum Flughafen zu fahren, um mir eine etwas frühere Abfahrt nach Jerusalem zu ermöglichen, da ich am Folgetag wieder Frühschicht hatte. So verbrachten wir noch einige gemeinsame Stunden am Flughafen und irgendwann war dann die Zeit des Verabschiedens gekommen. Es war ein komisches Gefühl sich wieder für 4 Monate zu verabschieden, wo man doch gerade so eine intensive gemeinsame Zeit hinter sich hatte…

Rückblickend kann ich sagen, dass wir als Familie ein unglaublich gesegnete und schöne Zeit miteinander hatten. Ich habe es richtig genossen, mich mal wieder bei meiner Familie austoben zu können und die meiste Zeit konnten sie es – so hoffe ich zumindest – auch genießen. Doch auch nicht immer… ;-)

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Ich bin für diese Zeit sehr dankbar und hoffe, dass wir als Familie immer wieder mal auf unsere gemeinsame Zeit in Israel zurückblicken und dann sagen können: Es war sehr schön im Heiligen Land – auch wenn es an vielen Stellen mehr oder weniger heilig war…

In diesem Sinne, ein herzliches Shalom aus Israel!

Euer Johannes

Samstag, 2. Januar 2010

Unser Familienurlaub – Teil 1

 

Hallo liebe Leute!

Wie ich in dem letzten Blogeintrag geschrieben habe, war meine Familie über das Weihnachtsfest zu Besuch in Israel und ich denke, ich kann im Namen meiner ganzen Familie sagen, dass wir eine wundervolle Zeit in Israel hatten.

Ich möchte im Folgenden einen kleinen Überblick über unsere Reise geben und dabei auch Euch die Möglichkeit geben, das Land auf diese Weise mit uns zu bereisen.

Unsere Gemeinsame Zeit begann am 23.12.2009 sehr früh am Morgen – also ungefähr um 01:30 – am Flughafen Ben Gurion, wo ich meine Familie – also meine Eltern und meine Schwester – abholte. Nachdem wir bei Sixt Schlomo – eine zwar günstige, dafür aber auch nicht so zuverlässige Autovermietungsgesellschaft (die Autobatterie unseres Autos musste ausgetauscht werden) – unser Auto bekommen hatten, machten wir uns mitten in der Nacht auf den Weg zum See Genezareth, wo ich für meine Familie die erste Unterkunft gebucht hatte. Nur mit einer Karte und Papas gutem Orientierungssinn bewaffnet, schafften wir es ohne nennenswerte Schwierigkeiten zu unserer Jugendherberge “Karei Deshe”.

Am Vormittag des 23.12. schauten wir uns die Umgebung des See Genezareth an.

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So fuhren wir auf den Berg der Seligpreisungen (der Ort, von dem man vermutet, dass Jesus von dort die Bergpredigt bzw. Feldrede gehalten haben soll…)  …

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… und schauten uns Tabgha mit seiner Brotvermehrungskirche und das biblische Kapernaum an.

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Am Nachmittag schauten wir uns dann Tiberias an und hatten mehr oder weniger unseren Spaß damit uns jedes mal von arabischen Restaurantbesitzer ansprechen zu lassen, die uns in ihr Restaurant locken wollten – leider jeder in absolut gleichen Worten…

Den Vormittag des heiligen Abends verbrachten wir auf dem Berg Tabor. “Die christliche Überlieferung bringt die Verklärung des Herrn mit dem Tabor in Verbindung. Nach biblischer Darstellung erschien Jesus dabei seinen Jüngern in seiner göttlichen Gestalt. (Matthäus 17, Markus 9, Lukas 9). Das Licht, das sie dabei sahen, wird Taborlicht genannt;siehe: Wikipedia 

Auf dem Berg schauten wir uns die Verklärungsbasilika an, genossen den Ausblick und machten Picknick neben zahlreichen Farbbüchsen.

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Nach der Stärkung machten wir uns auf den Weg nach Nazareth, wo Jesus aufgewachsen ist. Die Stadt ist komplett arabisch, wobei die Hälfte der arabischen Bevölkerung christlich ist. Früher war Nazareth fast komplett christlich geprägt, doch mittlerweile hat die islamistische Szene größeren Einfluss gewonnen – wie dieses Plakat vom Marktplatz in Nazareth eindrücklich belegt.

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In Nazareth schauten wir uns die Verkündigungskirche an, die das Zentrum des Stadtbildes von Nazareth bildet. Die Kirche an sich hat uns nicht so gefallen, da sie von extrem erdrückend und schwer wirkt. Trotz unserer Empfindung, ist Nazareth nun das “neue Bethlehem” Israels, da Bethlehem in der Westbank liegt und das israelische Fernsehen von dort nicht senden kann. Deswegen wurde der Gottesdienst am heiligen Abend aus der Verkündigungskirche in Nazareth ausgestrahlt. Aber nicht nur der Gottesdienst wurde aus Nazareth ausgestrahlt. Das Fernsehen zeigte auch den Weihnachtsumzug aus Nazareth, den wir zu unserer völligen Verblüffung miterleben durften.

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Bei diesem Umzug war die gesamte Bevölkerung auf den Beinen – egal ob christlich oder muslimisch. Jede christliche Gemeinde aus Nazareth hatte eine eigene kleine Truppe, die bei dem Umzug mitmachte – sei es eine Musik- bzw. Dudelsackkapelle oder eine Tanzgruppe. Danach – so erzähle mir ein christlicher Araber – zögen alle dann zum Weihnachtsgottesdienst in die Verkündigungskirche. So ein Spektakel in den stillen und heiligen Nacht…

Nach Nazareth fuhren wir wieder zu unserer Jugendherberge und bereiteten unser Festmahl am heiligen Abend vor: Frisch gekaufte Pitot, Humus, Krautsalat, Auberginensoße, und frisch aufgebrühte, sächsische Knacker!

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Nach unserem Festmahl und der Bescherung gingen wir dann noch gemeinsam zum deutschen Weihnachtsgottesdienst in die Brotvermehrungskirche in Tabgha, wo eine kleine Gemeinde aus Touristen dann gemeinsam Weihnachten feierte.

Am 1. Weihnachtsfeiertag verschlug es uns dann nach Akko, eine alte Hafenstadt, etwas nördlich von Haifa. Dort schauten wir uns die Altstadt und die unterirdische Kreuzfahrerstadt an – wirklich sehr beeindruckend.

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Auf dem arabischen Schuck (Markt) versuchten wir uns dann noch von Freunden empfohlenen Humus (Kichererbsenmuß) zu kaufen – allerdings kamen wir zu spät.

Nun endete auch schon unsere Zeit im Norden Israels und am Morgen des 2. Weihnachtsfeiertages brachen wir auf nach Jerusalem.

Zusammengefasst war unsere Zeit im Norden Israels war wirklich ganz besonders. Wir hatten jeden Tag wunderbares Wetter (um die 22°C) und hatten mit unserer Unterkunft einen sehr guten Standpunkt um mit dem Auto den Norden zu erkunden – wirklich sehr empfehlenswert!

Ein herzliches Shabat Shalom!

Euer Johannes

PS: Teil 2 wird bald folgen.

Samstag, 26. Dezember 2009

Es weihnachtet auch in Israel

 

Hallo liebe Leute!

 

Bald ist es soweit. Das Weihnachtsfest steht vor der Tür und so richtig weihnachtlich ist mir immer noch nicht zu Mute. Hier in Israel gibt es bist jetzt weder Frost, noch Schnee und auch das gemütlich, familiäre Zusammensitzen im Advent fehlt mittlerweile schon. Nicht, dass wir in der WG nichts zusammen machen würden, doch die gewohnte adventliche Stimmung, die ich 17 Jahre meines Lebens erleben durfte, fehlt dann auf einmal schon.

So ist das eben. Erst wenn man es nicht mehr hat, merkt man, wie sehr es einem fehlt…

Allerdings haben wir es geschafft ein wenig mehr weihnachtliche Stimmung in unsere Wohnung zu bekommen. Denn mittlerweile haben wir einen Weihnachtsbaum!

Man will es kaum glauben, doch Lennart (meine WG), Thorsten und Wiebke (Volontäre aus dem Beit Or) sowie meine Wenigkeit haben in unsere Nachbarschaft einen schönen Tannenbaum ausgemacht und dann kurzerhand gefällt.

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Leider war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass in Israel ja chronischer Wassermangel herrscht und deshalb ein Baum sehr wertvoll ist – und so einen wertvollen Baum haben wir nun in der Wohnung.

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Nun kann das Christkind kommen – oder?

Ich wünsche Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und dann einen guten Rutsch ins neue Jahr!

 

Herzliche Grüße aus Jerusalem!

Euer Johannes

 

PS: Über die Weihnachtsfeiertage kommt meine Familie zu Besuch. Wir haben viel vor und allen ist die Vorfreude auf das Wiedersehen anzumerken. Hoffen wir, dass es eine tolle Zeit wird und wir gutes Wetter haben…

Sonntag, 29. November 2009

Verantwortung beim ernten der Avokado...

Hallo liebe Leute!

Endlich mal wieder ein Blogeintrag aus Israel! Ja, ich weiß, dass es wieder sehr lange gedauert hat, bis ich mich wieder melde, aber was soll ich sagen...
Es ist eben wirklich immer etwas los. Die letzten Wochen waren wirklich sehr aufregend und spannend. Aber der Reihe nach...
Im Bezug auf den letzten Blogeintrag kann man einfach sagen, dass alles vorbei geht – so dann natürlich auch Sukott, auch wenn es echt anstrengend war.
Mittlerweile ist ja schon fast Halbzeit meines geplanten Aufenthalts hier in Israel. Diese Gedanke macht mir ein bisschen Angst, aber besonders meinen Patienten – so habe ich es zumindest erst neulich wieder auf Arbeit feststellen müssen, als ein Patient anfing zu weinen und meinte, dass er nicht wolle, dass ich wieder weggehe...
Aber auch für mich hat dieser Gedanke etwas befremdliches. Mir ist es noch gar nicht so klar, dass ich schon ganze 4 Monate in diesem Land bin. Das Zeitgefühl hier ist aber auch ein anderes...
Für diese 4 Monate spricht allerdings, dass ich schon einige Kontakte hier in Israel knüpfen konnte. So kenne ich mittlerweile die Familie Hirschberg ziemlich gut, die ich durch einen Zufall und die Connections von meinem Papa kennengelernt habe. Yossi Hirschberg macht nämlich beruflich so etwas ähnliches wie mein Vater und arbeitete für eine Zeit in Potsdam. Wie der Zufall oder sonstwer so wollte, haben sich die beiden getroffen und nun kann man schon fast absehen, wie sich das alles entwickelt hat.
Mittlerweile habe ich schon zwei Unternehmungen mit den Hirschbergs gemacht. Vor 2 Wochen waren Yossi und Judith zum Mittagessen bei Yossis Bruder in Caesarea eingeladen und sie fragten mich, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen. Natürlich hatte ich Lust und auf dem Weg in den Norden zeigte mir Yossi noch einige Stationen von seiner Kindheit. So besuchten wir das Weinanbaugebiet „Carmel“. Der „Carmel“ ist eigentlich eine Bergkette, die ungefähr in Haifa entspringt und sich dann entlang der Küste fast bis nach Caesarea zieht. Die Täler des Carmels, in Richtung Meer waren früher vollkommen sumpfig. Durch das ganze Wasser in diesem Gebiet, muss es wohl früher extrem viele Moskitos und in Folge dessen auch viele Todesfälle wegen Malaria gegeben haben. In diesem Gebiet hat Yossis Vater damals gearbeitet und mitgeholfen diese Täler trocken zu legen. Mittlerweile sind in den Tälern viele Avokado-, Orangen- und Bananenplantagen. Einige von diesem Plantagen gehören heute noch Yossis Bruder, der sich dem Erbe ihres Vaters annahm. Im Zuge des Besuchs bei ihm, bin ich mit Yossi auf eine Avokado- sowie auf eine Oragnenplantage gefahren und habe ein bisschen geerntet!
Nicht unerwähnt bleiben, sollte das exzellente Essen, dass uns bereitgestellt wurde. Es war das erste Mal, dass ich eine gesalzene Suppe in Israel gegessen habe...



Auf der Arbeit ist es langsam entspannter geworden. Nicht, dass sich etwas an der Arbeit oder an den Patienten geändert hätte. Es ist mehr die eigene Einstellung. Schnell musste ich hier in Israel lernen, notgedrungen „Nein“ zu sagen. Es ist nicht so, dass mir es jetzt leichtfällt jemandem einen Gefallen auszuschlagen, nur manchmal auf Arbeit geht es einfach nicht anders.
Bei meinen Patienten hat sich einge manchmal etwas komische Entwicklung abgezeichnet. Ich bin bei einigen meiner Leute, der einzige der z.B. rasieren oder Geld für den Einkauf zählen darf. Beim Rasieren hat es wahrscheinlich damit zu tun, dass ich meine Leute gerne gut aussehend, dem Rest der Welt präsentiere. Beim Geld ist das schon eine andere Sache... Dort geht es um Vertrauen. Diesem Patienten wurden nach eigenen Angaben aus einer abgeschlossen Schublade 600 Schekel geklaut. Seit dem hat er einen Save, den er nur zum Teil selbst bedienen kann. Nun bin ich der einzige, der die Zahlenkombination für diesen Save weiß und folglich bin ich dann auch für alles finanzielle zuständig – auf der einen Seite ein Kompliment und eine extrme Stärkung im Alltag, auf den anderen Seite manchmal echt lästig und nervig...

So viel erstmal für die erste Rückmeldung. Euch allen einen wunderbaren 1. Advent und eine ruhige und gesegnete Adventszeit!
Vorweihnachtliche Grüße!
Euer Johannes