Sonntag, 27. September 2009

Schanah Tova – Chag Sameach – und doch ganz normaler Alltag

Hallo liebe Leute!

Ich melde mich wieder um euch erst einmal ein frohes, gesundes, neues jüdisches Jahr zu wünschen. Letzten Freitag und Shabat war hier in Israel das Neujahrsfest. Dazu wünscht man sich dann überall „Schanah Tova“, also ein gutes neues Jahr bzw. „Chag Sameach“ (schöne Feiertage). Was es dazu historisch zu sagen gibt, lest ihr euch am besten auf Davids Blog durch, da er mit solchen Sachen sehr bewandert ist.
Zurzeit ist es in Israel wie in vielen katholischen Gemeinden – man kommt aus dem Feiern nicht mehr raus – obwohl manche Feste hier aufgrund ihrer Bedeutung nicht wirklich gefeiert werden können, da man trauert und fastet. So wird es jetzt wahrscheinlich an „Yom Kippur“ (Versöhnungstag) sein, der heute Abend beginnt und bis Montagabend geht (das hängt damit zusammen, dass der Tag hier mit Sonnenuntergang beginnt).
Während dieser Zeit werden in Israel fast keine Autos fahren, abgesehen von Notfallwagen. Die meisten Israelis werden fasten, einige schweigen auch, um diesen Tag in Demut zu begehen. Hier die biblische Bedeutung aus 3. Mose 23,26 ff.: „Und der Herr redete zu Mose und sprach: „Am zehnten Tag in diesem siebenten Monat ist der Versöhnungstag, da sollt ihr eine heilige Versammlung halten und eure Seelen demütigen und dem Herrn ein Feueropfer darbringen; Und ihr sollt an diesem Tag keine Arbeit verrichten; Denn es ist der Versöhnungstag, zu eurer Versöhnung vor dem Herrn euerm Gott. […]““

Wenn Yom Kippur vorbei ist, wartet in Israel schon das nächste Fest: Sukot (das Laubhüttenfest). Da passiert hier in Israel auch einiges, aber diesbezüglich werde ich mich nochmal melden.
Trotz all dieser Feiertage und Feste, läuft die Arbeit aber im Heim einfach weiter. Allerdings sind in diesen Tagen schon einige Sachen zu beachten. So musste ich nun schon das ein oder andere Mal früher auf Arbeit, da zwei Patienten von mir pünktlich um halb Acht in der Synagoge sein sollten. An Feiertagen kann es aber sein, dass bestimmte Leute keine Dusche haben bzw. mal keine Handys die ganze Zeit klingeln. Das ist dann schon ein bisschen entspannter. An dieser Stelle möchte ich Euch mal einen ganz normalen Arbeitstag von mir schildern, damit ihr einen Einblick in meine Arbeit bekommt.



Frühschicht:

7:30 Schichtbeginn
7:45 U. aus der Dusche holen, abtrocknen, anziehen, rasieren und Frühstück machen (Tee und Kekse)
8:10 Y. (über 150 Kg) aus dem Bett holen und auf Klostuhl aufs Klo schieben
8:30 E. aus dem Bett holen und auf Klostuhl aufs Klo schieben
8:45 Y. sauber machen und duschen, danach im Bett windeln, neu anziehen, in den Stuhl und fertig machen (rasieren, Kaffee, Kekse, Uplift)
9:30 E. aus der Dusche, abtrocknen, ins Bett, Nurse rufen
9:45 N. aus dem Bett, Zähneputzen, duschen, danach anziehen und Kaffee
10:10 E. anziehen und in den Stuhl, Tee machen
10:30 Extrawünschen nachkommen (beim Toilettengang helfen, Kaffee machen, Betten machen, neu beziehen etc.)
Wenn die Wäsche auf der Leine trocken ist, abhängen, zusammenlegen etc.)
12:30 S. aus dem Bett holen (immer mit vielen Extrawünschen verbunden)
13:00 N. Essen machen und füttern; wenn nötig auch S. füttern
Ich esse selbst zu Mittag
14:00 N. ins Bett bringen, neue Windel
14:20 Y. ins Bett bringen, neue Windel
Manchmal wollen noch andere Leute ins Bett
15:30 Schichtende


Spätschicht

15:30 Beginn der Spätschicht; Wenn die Frühschicht es nicht gemacht hat, Wäsche abhängen
15:45 Y. aus dem Bett, wenn nötig aufs Klo, ansonsten in den Stuhl, Kaffee
16:00 N. aus dem Bett, Dusche, neu Anziehen, Kaffee
16:20 Wenn nötig Y. nach Klo fertig machen
Extrawünsche der Patienten
17:00 S. Klo und Dusche (mit S. dauert jeder Vorgang sehr lange, da er sehr viele Extrawünsche hat)
18:30 Abendessen, Essen für N. vorbereiten und ihn füttern; ich esse zu Abend
19:30 A. Dusche und ins Bett bringen, Extrawünsche
20:30 N. Kaffee und danach ins Bett
21:00 Y. ins Bett bringen, Zähneputzen
21:30 U. ausziehen, aufs Klo
22:00 E. ins Bett bringen, Waschmaschine anstellen
22:30 U. abtrocknen und ins Bett bringen
23:15 Wäsche aufhängen und neue Wäsche anstellen
23:30 Schichtende

Ich hoffe, dass Ihr nun einen kleinen Einblick in mein Arbeitsleben bekommen habt. All das, was ich nun aufgeschrieben habe, ist natürlich der Idealfall. Dass solche Schichten sehr selten vorkommen, versteht sich ja von selber. Die Patienten können ja nicht immer dann etwas auf dem Klo vollbringen, wenn sie es zeitlich sollten, sondern manchmal verschiebt sich das zeitlich, was dann das ganze Konzept über den Haufen wirft. Man sieht aber auch, dass ein Shabat oder ein anderer Feiertag die Schicht deutlich entspannen kann.

Also, das war es dann erstmal für heute. Ich wünsche Euch eine gute Woche und Gottes reichen Segen!
Grüße aus Jerusalem,
Johannes

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