Freitag, 4. September 2009

Das Maon Ilan

Hallo liebe Leute!

Mein Blog war nun für einige Zeit eingeschlafen und das tut mir auch furchtbar leid. Hier in Israel ist in den letzten Wochen so viel passiert, dass ich einfach nicht dazu kam noch zu bloggen, zumal unser Internet nicht so ist, wie gewünscht.
Nach dem Einführungsseminar, was wirklich sehr toll, aber auch anstrengend war, bin ich jetzt im Maon Ilan in Jerusalem Gilo gelandet. Das ist ein Heim für Behinderte Erwachsene. Von Dienste in Israel – meiner Organisation in Deutschland – heißt es, dass im Ilan eigentlich Jugendliche bzw. junge Erwachsene seien, aber das ist wohl doch zu positiv formuliert. Nur so viel: Der älteste Patient ist 64 Jahre alt und da noch vom Jugendalter zu sprechen, finde ich schon ziemlich dreist.

Das Ilan liegt in Jerusalem Gilo. Dieser Stadtteil ist wohl der südlichste, den Jerusalem zu bieten hat. Geographisch gesehen ist „Gilo Hei“, so heißt unser Teil in Gilo, näher an Bethlehem als an der Innenstadt von Jerusalem. Man bedenke, dass Bethlehem in der Westbank liegt und unter palästinensischer Verwaltung steht. Das ist schon ziemlich krass. Wir können auch, wenn wir ein bisschen spazieren gehen, die Mauer sehen, die von Israel am Grenzgebiet zwischen Westbank und Jerusalem gebaut wurde. Wenn man genau hinschaut, kann man halt auch das ein oder andere Schussloch entdecken und wenn man Zeit hat, würde es sich mal lohnen an den Checkpoint zu stellen. Israelis und Touristen, die freundlich durch gewunken werden und Palästinenser, die auf Herz und Nieren gecheckt werden, weil sie für Israelis arbeiten. Das ist schon hart, wenn man sich das anschaut. Ich persönlich konnte es leider noch nicht sehen, aber die Berichte, die ich gehört habe, waren sehr eindringlich. Soviel vielleicht zu Gilo.
Wir – das heißt Phil, Lennart, David, Tim und ich wohnen in einer Volontärswohnung in einem kleinen Anbau hinter der Behinderteneinrichtung. Das heißt unser Weg zur Arbeit ist wirklich sehr bequem. Das Behindertenheim hat 4 Flure, auf denen Patienten stationär wohnen. Lennart, David und Tim arbeiten auf dem 4. Flur. Phil wird noch angelernt, damit er dann mit einem Muskelschwundpatienten auf dem 2. Flur arbeiten kann. Diese Arbeit ist bei ihm ziemlich anspruchsvoll, weil Muskelschwundpatienten halt selbst die kleinste Falte merken, und wir uns das einfach nicht vorstellen können wie sich das anfühlt.
Ich arbeite als einziger Volontär auf dem 3. Flur. Dort habe ich 8 Männer zu betreuen. Nach den ersten 2 Wochen, in denen ich von den Workern – die meistens Araber sind – eingearbeitet wurde, arbeite ich nun alleine auf meinem Flur. Meine Arbeit besteht darin, meine Patienten je nach Schicht, aus dem Bett zu holen oder sie in Selbiges zu bringen, sie zu duschen, anzuziehen, zu füttern, beim Toilettengang helfen usw. Zum Glück sind 2 meiner Patienten relativ selbstständig, sodass ich nur 6 Patienten richtig betreuen muss. Das ist aber schon richtig krass. Meine Arbeit hat mich am Anfang auch richtig Überwindung gekostet, einfach weil ich es gar nicht gewohnt war, Leuten den Po abzuwischen, sie zu füttern, zu duschen oder Ähnliches. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt – soweit es eben in einem Monat geht. Alle Volontäre arbeiten 5 Tage die Woche jeweils 8 Stunden. Wir haben entweder Frühschicht (7:30 – 15:30 Uhr) oder Spätschicht (15:30 – 23:30 Uhr).
Wir können für unseren Dienstplan einen Vorschlag einreichen, wie wir gerne arbeiten würden, aber manchmal wird dem einfach nicht stattgegeben.
Von der Arbeit gibt es eigentlich noch so viel zu berichten, aber ich möchte jetzt nicht zu viel auf einmal schreiben. An unseren freien Tagen unternehmen wir gerne etwas mit der WG. So waren wir schon zusammen in Tel Aviv am Strand und haben dort auch übernachtet oder haben einen Trip nach Ein Gedi in die Wüste gemacht. Berichte über diese Trips haben schon meine WG Mitbewohner Phil oder Lennart geschrieben. Ihre Blogs könnt ihr auch auf meinem Blog finden. Also, wenn es Euch interessiert, könnt ihr dort gerne lesen, was wir erlebt haben.

Nun, ich danke euch, dass ihr ab und zu auf meinen Blog schaut und meinen Aufenthalt verfolgt. Wenn euch etwas interessiert, ihr Fragen habt oder sonst mir einfach etwas persönlich schreiben wollt, könnt Ihr das gerne via Email tun. Ich würde mich sehr freuen!

Herzliche Grüße aus Israel,
Johannes

PS: Bilder von Jerusalem, meinen Erlebnissen und von der Arbeit, werden bald hochgeladen. Danke für Eurer Verständnis.

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